Swami Sivananda
Ich finde die indischen Götter sehr spannend. Sie verkörpern all unsere menschlichen Züge und Eigenschaften und ihre Geschichten spiegeln unsere alltäglichen Begeben- heiten und Begegnungen.
Eine ganz besondere Göttin ist für mich Kali.
Kali, die Schwarze, ist auf den ersten Blick wahrscheinlich nicht die Göttin, mit der wir uns näher beschäftigen wollen. Sie sieht meistens sehr furchteinflößend aus mit ihrer raus gestreckten Zunge, den Totenköpfen um den Hals und oft einem ab-geschlagenen Kopf in der Hand.
Sie verkörpert einerseits die destruktive Seite unserer weiblichen Energie. Mit großer Zerstörungswut richtet sie sich gegen das Böse, das Ungerechte; das Böse in Form von „Dämonen“ die von außen auf uns einwirken und auch das Böse in uns, in unserem Geist. Sich mit Kali zu verbinden bedeutet sich unseren äußeren (Krisen, Anfein-dungen, Verlusten ect.) und inneren (Wut, Unwissenheit, Gier ect.) Hindernissen und Widrigkeiten mit all unserer inneren Stärke und Furchtlosigkeit zu stellen und sie erfolgreich zu bekämpfen.
Kali steht aber nicht nur für Zerstörung , sondern gerade auch für die damit ver-bundene Möglichkeit zu Erneuerung. Konfrontieren wir uns mit dem was uns Angst macht und stellen uns ihm mit all seinen Konsequenzen, dann verliert es seine Macht über uns und öffnet damit Raum für neue Blickwinkel und Wege.
Aber das wirklich Wunderbare an Kali ist ihr Mitgefühl und ihre Güte und damit verkörpert sie eben andererseits auch die weibliche Energie in dieser Form. Sie handelt nicht aus bösem Willen, sondern weil sie unsere Nöte und Sorgen erkennt und als solche begreift. Ihr Ziel ist es uns dabei zu helfen, diese zu bekämpfen und zu überwinden, um gleichzeitig Vertrauen in uns zu schaffen, dass daraus Besseres für uns entstehen kann. Sie schenkt uns Mut und Zuversicht!
Kali ist die Göttin der Transformation: Alles wird von ihr verschlungen, aber es entsteht auch Neues aus ihr. Sie steht sowohl für das Annehmen und Loslassen, als auch die Veränderung und Erneuerung in unserem Leben.